Tonnagesteuer – dieser Begriff ist in der maritimen Wirtschaft allgegenwärtig und spielt eine zentrale Rolle für Reedereien, Schiffseigner und Investoren. In diesem Artikel erläutern wir, was die Tonnagesteuer genau ist, wie sie funktioniert und warum sie für die Schifffahrtsbranche von so großer Bedeutung ist.

Was ist die Tonnagesteuer?

Die Tonnagesteuer ist ein spezielles Steuersystem für Reedereien. Anstelle der üblichen Einkommen- oder Körperschaftsteuer auf den tatsächlichen Gewinn zahlen Unternehmen in der internationalen Seeschifffahrt eine Steuer, die auf der Tonnage, also der Größe ihrer Schiffe, basiert. Diese Steuerform zielt darauf ab, die maritime Wirtschaft zu fördern und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Historie der Tonnagesteuer

Die Ursprünge der Tonnagesteuer reichen weit zurück. Ursprünglich wurde die Tonnage oder die Größe eines Schiffs als Basis für Hafengebühren genutzt. Im Laufe der Zeit entwickelte sich dieses Konzept weiter und wurde Teil des Steuersystems.

19. Jahrhundert: Die Tonnagesteuer taucht in verschiedenen Formen auf, meist als eine Art Gebühr für die Nutzung von Hafeneinrichtungen.

20. Jahrhundert: Mit der zunehmenden Globalisierung und dem Wachstum der Schifffahrtsindustrie erkannten viele Länder die Notwendigkeit, ihre maritime Industrie durch steuerliche Anreize zu stärken.

Anfang der 2000er: In der Europäischen Union wurde die Tonnagebesteuerung eingeführt, um die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Flotten zu verbessern und das „Ausflaggen“ zu verhindern, d.h. die Praxis, Schiffe unter günstigeren ausländischen Flaggen zu registrieren.

Wie funktioniert die Tonnagesteuer?

Das Besondere an der Tonnagebesteuerung ist ihre Berechnungsmethode. Sie basiert nicht auf dem realen Gewinn, sondern auf der Netto-Tonnage der Schiffe. Diese Berechnungsmethode führt oft zu einer deutlich niedrigeren Steuerlast im Vergleich zur regulären Gewinnbesteuerung. Dieser Vorteil macht diese Steuermethode besonders attraktiv.

Im Detail funktioniert die Besteuerung so, dass ein Pauschalgewinn je Schiff anhand seiner Netto-Raumzahl (Ladekapazität eines Schiffs) bestimmt wird. Der Pauschalgewinn ist in §5a EStG definiert. Dieser Pauschalgewinn wird nun versteuert, unabhängig davon, wie hoch der tatsächliche Gewinn des Schiffs ausfällt.

Tonnagesteuer Beispielrechnung

Disclaimer: Die oben abgebildete Beispielrechnung dient lediglich dem Verständnis des zugrunde liegenden Konzeptes der Tonnagegewinnermittlung. Die verwendeten Größen haben keinen Realitätsbezug und sind zur Veranschaulichung stark vereinfacht gewählt. Die Nettoraumzahl (NRZ) eines Schiffs entspricht nicht wie oben dargestellt der Menge an Containerstellplätzen. Die Tagespauschalgewinne nach Tonnagegewinnermittlung sind dynamisch angelegt und können unter §5a EStG nachgelesen werden. Sie entsprechen nicht den im Beispiel verwendeten 8€. Die in diesem Beispiel angelegte Einkommenssteuer von 45% ist ebenfalls nur bespielhaft gewählt und kann in der Praxis abweichend sein.

Vorteile für Schiffsinvestoren

Einige der Vorteile für Investoren:

Vorhersehbare Steuerlast: Im Gegensatz zur klassischen Gewinnbesteuerung ermöglicht die Tonnagesteuer eine vorhersehbare Steuerbelastung, da sie sich nicht am tatsächlichen Gewinn des Schiffs orientiert, welcher unterschiedlich ausfallen kann, sondern an der Nettoraumzahl, welche konstant ist. Die Steuerlast kann somit in der Investitionskalkulation auch für die Zukunft präzise berücksichtigt werden.

Anreiz für Investitionen: Die geringere Steuerlast erleichtert es Investoren, in neue Schiffe und Technologien zu investieren. Außerdem ist sie ein starker Anreiz für Investoren in Schiffe zu investieren, da die realisierte Rendite nur minimal durch die Steuerbelastung geschmälert wird.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit: Die Tonnagesteuer trägt dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der nationalen Schifffahrtsflotte im globalen Markt zu erhöhen.

Fazit

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. maritimer_investor_72

    Besonders wenn man das steuerliche Ergebnis der Tonnagesteuer (in der Praxis lag es bei mir noch nie über 1%) mit der sonst üblichen Abgeltungssteuer von 25% vergliecht, wird deutlich, was für einen enormen Vorteil diese für Schiffsinvestoren bietet. Vielen Dank für diesen Beitrag!